Experte: Sportliche Angebote / Wellness und Gesundheit / Bürger-Workshop zur Zukunft des AquaOlsberg

Experte: Mehr Angebote für Wellness und Familien mit kleinen Kindern im AquaOlsberg

Olsberg. Familien mit kleineren Kindern und Menschen im Alter „50+“, die sportliche Angebote mit Wellness und Gesundheit kombinieren möchten, könnten in Zukunft unter den Besucherinnen und Besuchern des AquaOlsberg eine besondere Bedeutung bekommen. Das jedenfalls ist ein Ergebnis der Analyse, die Uwe Winter vom Fachbüro GMF jetzt den Mitgliedern des Olsberger Stadtrates vorstellte.

Hintergrund: Zu den architektonischen Entwürfen, die das Büro Passgang bereits für das AquaOlsberg vorgestellt hatte, sollten weitere Analysen zu möglichen thematischen Schwerpunkten der Sauerlandtherme sowie die Trends in der heimischen Bäderlandschaft kommen. Das Büro GMF bringt dafür reichlich Expertise mit: Die Gesellschaft betreibt deutschlandweit 22 Freizeitbäder, Thermen und Resorts; zudem unterhält sie über 600 Beratungsmandate.

Ein gesteigertes Gesundheitsbewusstsein mit dem Bedürfnis nach Wellness und Sportangeboten, eine zunehmende digitale Vernetzung und gleichzeitig die Bedeutung von Regionalität machte der Fachmann als Mega-Trends aus, vor deren Hintergrund Bäder sich ausrichten müssen. Dazu gebe es auch einen verstärkten Trend zu Kurzurlauben und das Bedürfnis, sich gesund und frisch zu ernähren – auch bei einem Bad- oder Saunabesuch. Eine Therme könne dabei zu einer „Oase zwischen Heim- und Arbeitsplatz“ werden.

Derzeit investierten Bäder vor allem in die Bereiche Sauna und Wellness sowie in Kindererlebniswelten, so der Fachmann. Gleichzeitig steigen die Anforderungen der Gäste an Auf- enthalts- und Ruhequalität. Letzteres decke sich auch mit der Bevölkerungsentwicklung: Bei einer insgesamt schrumpfenden Bevölkerungszahl erhöhe sich der Anteil älterer und alter Menschen.

Auffallend sei, so Uwe Winter, dass es mit der Börde-Therme in Bad Sassendorf nur ein einziges Bad in der Umgebung gebe, das sich auf die Zielgruppe „50+“ konzentriere. Mit Blick auf die Anreisezeiten machte er für das AquaOlsberg ein – rechnerisches – Besucher- potenzial von rund 165.000 öffentlichen Gästen pro Jahr und etwa 10.000 Nutzern aus dem Bereich Schulen und Vereine aus.

Als große Pluspunkte der Sauerlandtherme bewertete der Fachmann den sehr schönen Sauna-Garten und die hohe Anzahl an Stammkunden – weniger positiv seien das sehr kleine Sole-Innenbecken und die zu geringen Liegeflächen im gesamten Innenbereich. Für die Wirtschaftlichkeit negativ seien die im Vergleich sehr günstigen Eintrittspreise und gar übermäßig günstige Familientarife. Auch der für ein Solebad unübliche Zwei-Stunden-Tarif sei nicht optimal. Ziel müsse es sein, die Besucher längerfristig für das Bad zu begeistern – auch, um so die Gastronomie zu fördern. Dies könne auch die derzeit angespannte Ertragssituation verbessern.

Als kritisch bewertete Uwe Winter die Situation der Freibäder. Neben weniger stabilen Schönwetterlagen sei auch ein verändertes Freizeitverhalten junger Menschen dafür die Ursache. Wenn man ein Freibad vorhalte, gebe es hohe Ansprüche an die Ausstattung. Gleichwohl sei die Entscheidung über die Zukunft des Freibades der Politik vorbehalten – ihm gehe es darum, Trends und Möglichkeiten aufzuzeigen.

Für das AquaOlsberg schlug Uwe Winter ein neues, überdachtes Sole-Außenbecken ebenso vor wie zusätzliche Liegeflächen und neue Gesundheits- und Kneipp-Angebote.

Ein überdachter Kleinkinderbereich könne zu einem „magischen Anziehungspunkt“ für Familien mit kleinen Kindern werden. Der Fachmann sieht in dieser Zielgruppe ein Steigerungspo- tenzial von 30 Prozent – und dies bei einer hohen Wirtschaftlichkeit durch eine geringe Wasserfläche. Wichtig sei, die beiden Besuchergruppen sowohl im Sole- wie auch im Au- ßenbereich klar zu trennen: „Dann sind beide Seiten glücklich.“

Eine hochwertige Gastronomie solle vor allem in den Innenbereich verlegt werden. Hier könnten die Besucher bei längerer Verweildauer für eine höhere Wirtschaftlichkeit sorgen – im Foyer könne die gastronomische Nachfrage dagegen durch Automaten abgedeckt wer- den. In Wolfsburg sei die Gastronomie im Foyerbereich einem großen Bademodenshop gewichen – dies habe zu beträchtlichen Mehreinnahmen geführt. Im Sauna-Bereich liegen Event-Aufgüsse und größere Sauna-Kabinen voll im Trend – hier könne man ebenso wie bei Wellness-Angeboten deutliche Zuwachsraten erwarten.

Für das Freizeitbad schlug Uwe Winter vor, den Zwei-Stunden-Tarif beizubehalten; im Sole-Bereich sollen Tarife ab drei Stunden gelten. Zusammen mit einer angepassten Preis- struktur seien Mehrerlöse von 1,2 Millionen Euro realisierbar. Ebenso empfahl er, bei der Buchung konsequent auf Online-Angebote umzustellen – dies erhöhe die Planbarkeit und entlaste das Personal.

Falls man das AquaOlsberg auch mit touristischen Angeboten vor Ort verknüpfe, seien auch Fördermittel für einen Umbau denkbar. Aus dem NRW-Programm „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ seien Fördersätze bis zu 60 Prozent denkbar – bei Maximal-Summen von 5 Mio. Euro. Allerdings: Die Hürden für das entsprechende Förderpro- gramm seien hoch. Dies ändere aber nichts an der Notwendigkeit, in das AquaOlsberg zu investieren, wenn man die Besucherzahlen langfristig sichern oder sogar noch steigern möchte.

Nun haben die Ratsfraktionen Zeit, die Analyse politisch zu beraten. Am 18. Oktober, so kündigte Bürgermeister Wolfgang Fischer an, soll es zudem einen Bürger-Workshop zur Zukunft des AquaOlsberg geben. Dann können interessierte Bürgerinnen und Bürger im Rathaus ihre Ideen und Anregungen für die Sauerlandtherme einbringen – die Vorschläge sollen dann in die politischen Beratungen einfließen.

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Quelle: i. A. Jörg Fröhling, Presse und Öffentlichkeitsarbeit der Stadt Olsberg
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