Unangenehme Fragen im Mittelpunkt – Gottesdienst mit und für Betroffene von sexualisierter Gewalt

Unangenehme Fragen im Mittelpunkt – Gottesdienst mit und für Betroffene von sexualisierter Gewalt

Kreis Soest: Seit einiger Zeit wendet die Evangelische Kirche von Westfalen dem Thema von sexualisierter Gewalt in der Kirche ein besonderes Augenmerk zu. Auf allen Ebenen der Landeskirche haben Prozesse der Aufarbeitung des erlittenen Unrechts begonnen, sowie der Aufbau von Maßnahmen, die aus der Kirche einen sicheren Ort, einen „safer space“, machen sollen. Nicht erst seit dem Rücktritt von Altpräses Dr. h.c. Annette Kurschus im November 2023 ist allen Verantwortlichen in der Kirche ins Bewusstsein gerückt, wie bedeutsam und wie schwer zugleich es ist, sich dieser belastenden Realität zu stellen.

Am Sonntag, 1. Juni, wird dieser Entwicklung um 10 Uhr in der Marienkirche Lippstadt mit einem Gottesdienst Rechnung getragen. „… und Gottes Geist seufzt mit…“ lautet die Botschaft dieses Gottesdienstes, der auf Initiative der Landeskirche in Kooperation mit dem Kirchenkreis Soest-Arnsberg und der Kirchengemeinde Lippstadt gestaltet wird.

Superintendent Dr. Manuel Schilling: „Entscheidend ist dabei das Gespräch mit Betroffenen. Mit ihnen zusammen ist zu fragen, wie sich die Gestalt unserer Kirche verändern muss, und wie sie die Botschaft von der Liebe Gottes angemessen ausrichtet. Es bleibt nicht aus, dass unangenehme Fragen auftauchen, wie auch überraschende Entdeckungen: die Bibel hat spannende

Antworten auf aktuelle Fragen.“

Der Gottesdienst ist im Gespräch mit Betroffenen von sexualisierter Gewalt entwickelt worden. Eine betroffene Person wird von ihrem erlittenen Leid berichten. Die biblischen Texte, die Gebete und die Lieder sind auf das Thema abgestimmt. Im Verlaufe des Gottesdienstes wird es einen Moment der Stille und der freien Beschäftigung mit dem Thema an verschiedenen Stationen in der Kirche geben. In diesem „open space“ ist es möglich, ein Gespräch zu führen, ein Gebet zu schreiben, sich segnen zu lassen, eine Kerze zu entzünden.

Die ganze Zeit über steht eine geschulte Person zur Verfügung, um Menschen aufzufangen, die im Rahmen des Gottesdienstes unmittelbar eine seelsorgerische Unterstützung suchen. Nach dem Gottesdienst besteht die Gelegenheit, beim Kirchkaffee mit weiteren Personen ins Gespräch zu treten.

Der Gemeindegottesdienst ist offen für alle Menschen. Zugleich richtet er sich in besonderer Weise an Betroffene und Angehörige, sowie an im weiteren Sinne Interessierte.

 

_________________________

Quelle: Ev. Kirchenkreis Soest-Arnsberg
Fotocredits: Manuel Schilling