Der Ausbildungsmarkt 2023/2024 – Trotz Rückgang von Bewerbenden und Ausbildungsstellen: Tolle Chancen für Ausbildung!
Die Agentur für Arbeit Meschede-Soest zieht gemeinsam mit ihren Ausbildungsmarktpartnern Bilanz zum Ausbildungsjahr 2023/2024.
Meschede-Soest: „Rund 650 Ausbildungsplätze blieben unbesetzt, demgegenüber stehen rund 180 unversorgte Bewerberinnen und Bewerber“, bilanziert Oliver Schmale, Chef der Agentur für Arbeit Meschede-Soest, das aktuelle Ausbildungsjahr. Bis Ende September 2024 sind im Hochsauerlandkreis und im Kreis Soest insgesamt 3.904 Berufsausbildungsstellen gemeldet worden. Dem gegenüber standen 2.720 Bewerber und Bewerberinnen, die sich im Laufe des Berichtsjahres bei den Agenturen für Arbeit vor Ort gemeldet haben. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Anzahl von Bewerber/innen um 3,9 Prozent gesunken. Im gleichen Zeitraum hat sich die Zahl der Ausbildungsstellen um 8,7 Prozent reduziert.
„Die allgemein schwache Konjunktur hat in diesem Jahr auch bei uns die Anzahl von Ausbildungsstellen sinken lassen, ebenso wie im Landestrend. Verglichen mit anderen Regionen verzeichnet der Agenturbezirk Meschede-Soest aber nach wie vor sehr hohe Stellenüberhänge. Das heißt, die Chancen bleiben gut: Auf jeden ausbildungsinteressierten Jugendlichen kommen rechnerisch rund 1,4 Ausbildungsstellen. Außerdem ist auch der Anteil von ausländischen Bewerberinnen und Bewerbern stark gestiegen. Sowohl Jugendliche aus der Ukraine als auch aus den acht Asylherkunftsländern können das sinkende Ausbildungsinteresse wenigstens zum Teil ausgleichen. Außerdem steigt die Anzahl von Bewerbenden mit Hauptschulabschluss wieder an – eine gute Grundlage für die Fachkräfte von morgen.“
Kreis Soest
1.352 Jugendliche aus dem Kreis Soest haben sich seit Oktober 2023 an die Berufsberatung der heimischen Agenturen für Arbeit gewandt, um einen Ausbildungsplatz zu finden. Der Vielzahl an Bewerberinnen und Bewerbern stehen 1.629 gemeldete Berufsausbildungsstellen gegenüber (-5,3 Prozent im Vorjahresvergleich), von denen am Ende des Beratungsjahres noch 312 betriebliche Ausbildungsplätze unbesetzt waren; 88 Jugendliche waren noch unversorgt. Jedem Jugendlichen standen rechnerisch rund 1,2 unbesetzte Ausbildungsstellen zur Verfügung.
„Beim Blick auf die Berufsfelder lässt sich erkennen, dass besonders kaufmännische Berufe auf beiden Seiten stark nachgefragt werden. Dafür bleiben Ausbildungsstellen im Einzelhandel oft unbesetzt. Besonders in umweltfreundlichen Berufen wie Holzbearbeitung und Gartenbau gibt es mehr interessierte Jugendliche als Ausbildungsplätze. Im Kreis Soest liegt die Ausbildungsbeteiligung der Betriebe weiterhin über dem Landesniveau, auch wenn sie seit 10 Jahren kontinuierlich abnimmt. Die meisten Azubis bleiben im Kreis Soest und pendeln kaum für eine Ausbildung in einen anderen Kreis. „Alles in allem stehen die Zeichen also weiterhin gut für die jungen Menschen unserer Region. Mit ein wenig Flexibilität und möglichst einem alternativen Berufswunsch in der Tasche, eine Ausbildungsstelle zu finden“, stellt Oliver Schmale fest. Fakt ist, auch jetzt ist es immer noch möglich, eine Ausbildung zu starten. Alle, die derzeit noch einen Ausbildungsplatz suchen, sollten die Berufsberatung ansprechen.
Hochsauerlandkreis
1.368 Jugendliche aus dem Hochsauerlandkreis haben sich seit Oktober 2023 an die Berufsberatung der heimischen Agenturen für Arbeit gewandt, um einen Ausbildungsplatz zu finden. Der Vielzahl an Bewerberinnen und Bewerbern stehen 2.275 gemeldete Berufsausbildungsstellen gegenüber, von denen am Ende des Beratungsjahres noch 334 betriebliche Ausbildungsplätze unbesetzt sind; 91 Jugendliche waren noch unversorgt. Jedem Jugendlichen standen rechnerisch rund 1,7 unbesetzte Ausbildungsstellen zur Verfügung.
Sinkendes Ausbildungsplatzangebot und weniger Ausbildungsinteressierte prägten das Ausbildungsjahr 2023/2024. Dazu kommen rund 330 unbesetzte Ausbildungsplätze. Hier lässt sich die allgemein schwache Konjunktur in diesem Jahr erkennen. Trotzdem bleiben die Möglichkeiten gut. „Wer eine Ausbildung sucht, findet sie weiterhin in unserer Region. Fakt ist: Man sollte gerade wegen der Vielzahl der Ausbildungsmöglichkeiten und – berufe auch Alternativen berücksichtigen. Unser Markt im HSK ist bunt“, sagt der Experte. Besonders viele Ausbildungsstellen wurde im letzten Beratungsjahr im Verkauf, im kaufmännischen Bereich, im Bereich KFZ und Lager oder als Industriemechaniker/in gemeldet. Unbesetzt blieben viele Stellen im Einzelhandel oder als Dachdecker.
„In 2026 werden, wegen des fehlenden Abiturjahrgangs, weniger Schulabgänger zur Verfügung stehen. Die Betriebe der Region haben das vielfach schon im Blick, sind aber gut beraten, die Optionen im kommenden Jahr weiterhin zu berücksichtigen. Jugendliche, die derzeit noch einen Ausbildungsplatz suchen, sollten Kontakt zur Berufsberatung aufnehmen. Es ist auch zu diesem Zeitpunkt immer noch möglich, eine Ausbildung zu starten.“
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Die Ausbildungsmarktpartner ziehen folgendes Fazit:
„In den vergangenen Jahren konnte die Zahl der Ausbildungsverträge in unserer Region immer stabil gehalten werden. In diesem Jahr jedoch registrieren wir erstmals weniger Ausbildungsverträge von den Unternehmen aus Industrie, Handel und Dienstleistungen als im Vorjahr“, bedauert Jörg Nolte, Hauptgeschäftsführer der IHK Arnsberg Hellweg-Sauerland. „Wir kommen allerdings von einem hohen Niveau, denn im letzten Jahr konnten wir noch den stärksten Anstieg in NRW vermelden.“ Nolte weist darauf hin, dass in den nächsten Jahren insbesondere der beruflich qualifizierte Nachwuchs fehlen werde, da viele Menschen mit diesen Qualifikationen aus dem Erwerbsleben ausscheiden. „Der nicht vorhandene Auszubildende von heute ist die fehlende Fachkraft der Zukunft“, so Nolte, „und Fach- und Arbeitskräfte fehlen schon jetzt in fast allen Branchen“. Daher werde die IHK ihre Anstrengungen im gemeinsamen Netzwerk „karriere-hier.de“ weiter ausbauen. Ziel des Netzwerkes ist es, gemeinsam mit vielen Partnern die Chancen der Region und die einer beruflichen Bildung noch transparenter zu machen. „Es gilt, noch mehr junge Menschen und deren Eltern für eine Ausbildung begeistern“, sagt Jörg Nolte. „Hier waren wir in den letzten Jahren schon erfolgreich, allerdings reicht das allein nicht aus, um dem demografisch bedingten Rückgang entgegenzuwirken.“ Daher berate die IHK Arnsberg ihre Betriebe intensiv über Möglichkeiten, weitere Fach- und Arbeitskräftequellen zu erschließen, beispielsweise über Teilqualifizierung. Der Rückgang der Verträge zu Ende September betrug insgesamt 136 (-6,3%) im Vergleich zum Vorjahr, wobei es im Kreis Soest 80 (-7,8%) und im Hochsauerland 56 (-5%) weniger waren.
Hendrik Schmitt, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Südwestfalen:
„Es ist auch in diesem Jahr wieder erschreckend zu sehen, wie schwierig sich die Suche nach Auszubildenden gestaltet, denn auch im Jahr 2024 bleibt die Schere zwischen offenen Ausbildungsstellen und Bewerbern recht groß. Über 500 offene Stellen im südwestfälischen Handwerk blieben unbesetzt. Eine Lücke, die sich in den nächsten Jahren vermutlich noch einmal infolge der demografischen Entwicklung und des konjunkturellen Abschwungs vergrößern wird. Resignation macht sich in einigen Betrieben breit.
Im Bezirk der Handwerkskammer Südwestfalen mussten wir zum Stichtag 30. September bei neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen einen deutlichen Rückgang von 6,4 Prozent, das sind 113 Verträge, gegenüber dem Vorjahr verbuchen. Erfreulich ist für den Hochsauerlandkreis jedoch, dass die Zahl mit 549 nahezu gleich geblieben ist. (+1 Vertrag).
Problematisch – und letztlich seit Jahren bekannt – ist die demografische Entwicklung. Hinzu kommt, dass die berufliche Ausbildung nicht den Stellenwert bei der Berufswahl erhält, die sie verdient. Der Akademisierungstrend ist nach wie vor ungebrochen. Hier gilt es, mit vereinten Kräften gegenzusteuern. Eine neue Bundesregierung muss zügig handeln, die berufliche Bildung muss endlich so ausgestaltet werden, dass Schüler, Eltern und Lehrer die betriebliche Ausbildung als gleichwertige Alternative wahrnehmen.
Gelingt uns das nicht, ist mittelfristig aufgrund des Fachkräftemangels mit erheblichen Wohlstandsverlusten zu rechnen. Eines muss uns klar sein, die Spirale dreht sich immer weiter: Weniger Personal, weniger Aufträge, weniger Umsatz, weniger Gewerbesteuern, weniger öffentliche Leistungen usw.
Das Team Fachkräftesicherung der Handwerkskammer Südwestfalen setzt sich daher gezielt mit vielfältigen Aktionen und Maßnahmepaketen für Nachwuchs- und Fachkräftewerbung ein. Als Handwerkskammer engagieren wir uns gemeinsam mit dem Zentralverband des Deutschen Handwerks um gemeinsam Lösungen zu erarbeiten. Unsere Wirtschaft und damit die Zukunftsfähigkeit unseres Landes stehen auf dem Spiel!“
Detlef Schönberger, Hauptgeschäftsführer Kreishandwerkerschaft Hellweg-Lippe:
Das Handwerk im Kreis Soest und allgemein in der Hellweg-Lippe-Region zeichnet ein eher heterogenes Bild. Während einige Ausbildungsberufe wie beispielsweise zum Dachdecker, zum Fachverkäufer im Lebensmittelhandwerk oder zum Friseur weniger neu eingetragene Ausbildungsverträge verzeichnen als im Vorjahreszeitraum, liegen Gewerke wie Kfz-Mechatroniker oder Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik im Aufwärtstrend. Hier zeigt sich erneut, dass die beispielgebende Kampagne „Handwerker. Klimaschützer von Beruf“ in enger Kooperation mit den Städten Soest und Lippstadt sowie dem Kreis Soest positiv wirkt.
Die Ausbildungsbereitschaft ist bei den meisten Handwerksbetrieben der Region ungebrochen hoch, sodass die Ausbildungsbörse der Kreishandwerkerschaft aktuell 355 freie Ausbildungs- und Praktikumsplätze für die Hellweg-Lippe-Region ausweist. Das sind 355 tolle Chancen für Jugendliche, die einen erfüllenden Beruf mit Zukunft – gerade in den „Klimahandwerken“ – suchen.
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Quelle: Agentur für Arbeit Meschede-Soest
Fotocredits: Agentur für Arbeit Meschede-Soest