Renaturierung des „Hennenohl II“ in Velmede hat begonnen

Mehr Natur für die Ruhr: Renaturierung des „Hennenohl II“ in Velmede hat begonnen

Velmede/Bestwig: Mehr Natur für die Ruhr – und ebenso mehr Hochwasserschutz, mehr Artenvielfalt und mehr Erlebnisqualität direkt im Ort: Im Bereich Hennenohl zwischen Velmede und Bestwig wird ein weiterer Abschnitt der Ruhr renaturiert – mit der Bezeichnung „Hennenohl II“. Nun haben die entsprechenden Arbeiten begonnen. Auf rund zwei Hektar Fläche kann die Ruhr künftig Nebenarme, Kiesbänke und kleine Inseln entwickeln – und so zu einem Biotop mit überaus vielfältigen Lebensräumen für Tier- und Pflanzenwelt werden.

Dem Fluss wird damit – bildlich gesprochen – „sein neues Bett gemacht“ – „wir bilden die natürlichen Voraussetzungen eines Auen-Gebirgsflusses nach“, erläutert Friedhelm Koch, Umwelt-Ingenieur der Gemeinde Bestwig. Nach Abschluss der Arbeiten wird die Ruhr sich selbst überlassen – „sie kann sich dann auf natürlich Weise weiterentwickeln“, so Dipl.-Ing. Axel Sobirey von der Gesellschaft für Wasserwirtschaft, Gewässerökologie und Umweltplanung (WAGU).

In einem ersten Schritt werden derzeit Oberboden und weiteres Material ausgebaggert und abgefahren, um den Höhenunterschied zum derzeitigen Flusslauf zu beseitigen – „rund 1.500 Treckerladungen“, erklärt Silke Sauer vom ausführenden Unternehmen Sauer & Sommer. Wichtig: Lange Wege entstehen nicht – das Material wird an anderer Stelle in der Gemeinde Bestwig verwertet. Allerdings: Verschmutzungen der Bundesstraße sind in den kommenden Wochen nicht ausgeschlossen. Das Unternehmen sei bemüht, diese Beeinträchtigungen möglichst gering zu halten und Verschmutzungen zeitnah zu beseitigen, so Friedhelm Koch.

In einem zweiten Schritt wird dann das Gelände profiliert und das neue Flussbett angelegt. Dabei setzt das Tiefbauunternehmen Sauer & Sommer „Hightech“ ein: „Die genauen Pläne sind mit ihren GPS-Daten auf den Fahrzeugen hinterlegt“, erläutert Silke Sauer, „der Maschinist sieht das und kann es sofort umsetzen.“ Bis Ende des Jahres, so hofft Axel Sobirey, soll der Großteil der – stark witterungsabhängigen – Arbeiten beendet sein. Allerdings: Nach der – menschengemachten – Renaturierung wird die Ruhr die weitere Gestaltung des Geländes übernehmen – Axel Sobirey: „Den Rest macht die Natur – eine Sandbank wird nach einem Hochwasser vielleicht 100 Meter flussabwärts sein.“ Das aber sei nicht nur ökologisch wichtig, sondern auch für Besucher attraktiv, unterstreicht Friedhelm Koch: „Wer sich hier bewegt, wird stets etwas Neues und Unbekanntes erleben.“

Möglich wird das Projekt durch den Wegfall der Wassergewinnung Hennenohl mit dem umliegenden Wasserschutzgebiet: Das heimische Kommunalunternehmen Hochsauerlandwasser GmbH (HSW) hat mit dem Neubau des Wasserwerks Hennesee die Wassergewinnung im Hennenohl aufgegeben und das zugehörige Gebäude abgerissen. Friedhelm Koch: „Das „Hennenohl II“ ist jetzt der Abschluss der Renaturierungen in diesem Bereich.“

Der Umwelt-Ingenieur sieht durch das Projekt gleich drei Vorteile: Die Ruhr bekommt mehr Raum – ein deutliches Plus an Hochwasserschutz. Aus einer Wiese wird ein abwechslungsreiches Biotop – ein Gewinn für den Artenschutz. Und nicht zuletzt werden Ruhr und Natur für Besucherinnen und Besucher erlebbar – und das quasi im Herzen von Velmede und Bestwig: „Ein Naturschutzgebiet mitten im Ort mit einer hohen Aufenthaltsqualität – das ist super“, so Dipl.-Ing. Sebastian Gerhards vom Bau- und Umweltamt der Gemeinde Bestwig.

Bisherige Renaturierungsmaßnahmen haben eine sehr hohe Akzeptanz bei den Bürgerinnen und Bürgern gewonnen, freut sich auch Bürgermeister Ralf Péus: „Die Erlebbarkeit eines naturnahen Gewässers direkt im Ort – das ist schon ein Alleinstellungsmerkmal für die Gemeinde Bestwig.“ Mit der Renaturierung erfüllt die Gemeinde Bestwig zudem einen gesetzlichen Auftrag: Die Europäische Wasserrahmenrichtlinie“ verpflichtet die Städte und Gemeinden dazu, die Flüsse in einen guten ökologischen Zustand zu entwickeln.

Für das Projekt veranschlagt die Gemeinde Bestwig Kosten von rund 680.000 Euro – 80 Prozent davon stammen aus Fördermitteln des Landes NRW. Der Eigenanteil der Gemeinde Bestwig wird in Form von so genannten „Ökopunkten“ gutgeschrieben. Sie werden dringend benötigt, um andere Baumaßnahmen umsetzen zu können.

Wichtig: Der Fuß- und Radweg durch die Ruhrauen ist im Abschnitt zwischen der Firma Busch und der „Wackelbrücke“ in Velmede für den Fußgänger- und Radverkehr voll gesperrt, da eine Nutzung während des Baustellenverkehrs gefährlich ist. Als Ersatz stehen die Fuß- und Radwege entlang der L743 – der früheren „Bundesstraße“ – zur Verfügung.

Die Gemeinde Bestwig bittet alle Verkehrsteilnehmer um Verständnis und Beachtung.

 

__________________

Quelle: Gemeinde Bestwig
Bild: Mehr Natur für die Ruhr – und ebenso mehr Hochwasserschutz, mehr Artenvielfalt und mehr Erlebnisqualität direkt im Ort: Im Bereich Hennenohl zwischen Velmede und Bestwig wird ein weiterer Abschnitt der Ruhr renaturiert.
otocredits: Gemeinde Bestwig