Wir sollten das Smartphone öfter bewusst weglegen
Der moderne Mensch schaut nach unten. Ziemlich oft und ziemlich lange. In der Bahn, am Arbeitsplatz, beim Essen im Restaurant mit dem Partner, beim Treffen mit Freunden. Die Augen richten sich auf einen kleinen Kasten, den fast jeder bei sich trägt. Das Schöne und Unheimliche am Kästchenschauen ist, dass es dafür eine Belohnung gibt. Das Gehirn schüttet das Glückshormon Dopamin aus. Weil der Mensch nach Dopamin hungert, ist die Welt im Kästchen so verführerisch. Unser Kopf liebt die kurzen Impulse aus Bildern, Tönen, Kuriositäten und Nachrichten von Freunden.
Wie alle Suchtstoffe fordert auch der Medienkonsum einen Preis. In der Forschung ist das gut belegt. Die Aufmerksamkeitsspanne wird kürzer, die Konzentrationskraft für komplizierte Dinge schwindet, das Gedächtnis merkt sich weniger. Das Erhaschen von Überschriften auf einer Nachrichtenseite führt nicht dazu, dass die Informationen hängen bleiben und in einen größeren Kontext gestellt werden können. Das ist für den Einzelnen problematisch. Weil es aber fast jeder tut, ist es auch ein gesellschaftliches Problem. Es verändert die Kommunikation. Sie ist schneller und härter als früher. In den sozialen Medien werfen sich die Nutzer Dinge an den Kopf, die sie einem anderen nie sagen würden, stünden sie ihm direkt gegenüber. Von Mensch zu Mensch aus Fleisch und Blut. Das gesellschaftliche Klima ist vergiftet.
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Quelle: Markus Peherstorfer, Straubinger Tagblatt, Ressort Politik/Wirtschaft/Vermischtes
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