Olsberg: Neues Feuerwehrhaus – Rat will Möglichkeiten zur Einsparung prüfen und Finanzierungskonzept erstellen

Neues Feuerwehrhaus in Olsberg: Rat will Möglichkeiten zur Einsparung prüfen und Finanzierungskonzept erstellen                    

Olsberg. Es ist das wohl größte Bauprojekt in der Geschichte der Stadt Olsberg – und für die Bürgerinnen und Bürger von besonderer Bedeutung: Der Neubau des Feuerwehrhauses in der Ramecke soll für die kommenden Jahrzehnte ein Eckpfeiler für den Brandschutz im Stadtgebiet werden. Groß ist allerdings nicht nur die Bedeutung, sondern auch der Kostenfaktor: Rund 14,3 Millionen Euro könnte nach aktuellem Planungsstand das Gebäude kosten. Nun soll zunächst nach Einsparmöglichkeiten gesucht werden – und das Groß-Projekt in eine Finanz-Strategie für die kommenden Jahre eingeordnet werden.

Das hat der Olsberg Stadtrat einstimmig beschlossen.

Nach mehr als zweistündigen Beratungen und einer zehnminütigen Unterbrechung herrschte unter den Fraktionen Einigkeit, dass vor einem weiteren Beschluss zum Raumprogramm auch Veränderungen am aktuellen Vorentwurf geprüft werden müssen. Der Vorentwurf ist der aktuelle – noch sehr frühe – Planungsstand, den Architekt Heinrich Brinkhus vom Büro geising + böker sowie Mia Hinrichs vom Projektsteuerungsbüro Constrata den Ratsmitgliedern – und zahlreichen Feuerwehr-Aktiven, die als Zuschauer die Sitzung verfolgten – vorgestellt hatten. Begleitet wird das gesamte Projekt von einer Baukommission, der neben Vertretern von Rat und Verwaltung auch die Leitung der Freiwilligen Feuerwehr angehört.

Geplant ist, in dem neuen Feuerwehrhaus Stellplätze für neun Fahrzeuge zu schaffen sowie Umkleide- und Sanitärräume für die Feuerwehrkameraden und –kameradinnen. Wichtig ist auch die so genannte „Schwarz-Weiß-Trennung“: Eine klare Abgrenzung von Bereichen, in denen sich mit Rauchgas kontaminierte Einsatzkleidung – zum Beispiel nach Brandeinsätzen – befindet, von Bereichen, in denen saubere und einsatzbereite Gegenstände gelagert werden. Die konkreten Raumplanungen orientieren sich dabei an den funktionellen Abläufen der Freiwilligen Feuerwehr. Neben Schulungsräumen soll es auch einen Bereich für die Kinder- und Jugendfeuerwehr geben, Lagerräume und auch Büros für Wehrleitung und Löschzugführung.

Ein Luxusprojekt? Keineswegs, argumentierte Architekt Heinrich Brinkhus.

Der Gesamtflächenbedarf soll dabei 2.574 Quadratmeter betragen. Ein Luxusprojekt? Keineswegs, argumentierte Architekt Heinrich Brinkhus. Für solche Feuerwehrhäuser gelten die rechtlichen Vorgaben der DIN 14092. Hier sind Raum- und Flächenbedarfe als Planungsgrundlagen bis ins Einzelne festgelegt. Deutlich weniger festgelegt sind dagegen die möglichen Kosten: Mia Hinrichs machte deutlich, dass es bei Bauprojekten seit Ende 2020 Kostensteigerungen von im Schnitt 45 Prozent gegeben habe – bei Sonderbauten und öffentlichen Projekten zum Teil noch mehr. Sie empfahl, zusätzlich zu den bislang auf Basis des Vorentwurfes berechneten 14,3 Millionen Euro für die kommenden Jahre Mehrkosten einzurechnen – ebenso wie eine „Projekt- und Bauherrenreserve“. Mehrkosten von 10 bis 25 Prozent seien eine realistische Perspektive.

Es sei aber nicht richtig, diese Kosten isoliert zu betrachten, argumentierte Bürgermeister Wolfgang Fischer:

„Wir errichten ein Gebäude mindestens für die nächsten 50 bis 70 Jahre.“ Zudem diene das geplante Feuerwehrhaus der gesamten Feuerwehr im Stadtgebiet und allen Teileinheiten: „Rückgabe der kontaminierten Kleidung, der Schläuche und des Atemschutzes an das Zentrum für Rettungswesen laufen hier zentral zusammen; gemeinsame Truppmann-Ausbildungen finden beim Löschzug statt.“ Und nicht zuletzt gelte es, den ehrenamtlichen Feuerwehrkameraden und –kameradinnen mit der bestmöglichen Ausrüstung in den Einsatz zu schicken: „Dazu gehören natürlich auch gute Gebäude.“

Die Arbeit der Freiwilligen Feuerwehr und die Notwendigkeit eines angemessenen Brandschutzes würdigten auch alle Ratsfraktionen. Dennoch müsse man nach Möglichkeiten suchen, die damit verbundenen Kosten zu senken. So kritisierte SPD-Fraktionschef Rudolf Przygoda, dass „ein Finanzierungskonzept nicht in Sicht“ sei. Er forderte, den Entwurf des Raumprogramms zu reduzieren –zum Beispiel durch eine Mehrfachnutzung von Büros. Nach seiner Einschätzung sei eine Kostenobergrenze von 10 Millionen Euro „machbar und möglich“.

Mit einer solchen starren Obergrenze werde man vor allem den langfristigen Ansprüchen an das Gebäude nicht gerecht, argumentierte Bürgermeister Fischer. Und auch die anderen Fraktionen wollten sich hier nicht anschließen. CDU-Fraktionsvorsitzende Sabine Menke forderte vor allem, die langfristigen finanziellen Auswirkungen zu untersuchen. Denn neben dem Feuerwehrhaus stehen Investitionen in das AquaOlsberg und die städtischen Schulen an – bei Unsicherheiten über die weiteren Entwicklungen bei der Gewerbesteuer und der Kreisumlage: „Wir werden in ein Korsett geschnürt, das uns in den nächsten Jahren vermutlich die Luft abschnüren wird.“ Sie sprach sich deshalb für ein Finanzierungskonzept aus.

Astrid Hiller (SPD) plädierte dafür, die Zahl der Parkplätze zu reduzieren und auch, beim Bau der Obergeschosses im Sozialgebäude auf eine Holzbauweise zu verzichten, um Einsparungen zu erreichen. Der Stadtrat hatte sich bereits vor wenigen Jahren dafür ausgesprochen, bei neuen kommunalen Gebäuden grundsätzlich eine Holzbauweise zu prüfen. Die Frage, welches Energiekonzept beim neuen Feuerwehrhaus zugrunde gelegt werden soll, ist noch nicht abschließend geklärt. Im jetzigen Kostenrahmen ist eine Luftwärmepumpe vorgesehen mit zusätzlichem Gaskessel für die Spitzenlast. Für alle Dachflächen sind Photovoltaik-Anlagen geplant.

Nach einer zehnminütigen Sitzungsunterbrechung präsentierte Sabine Menke dann einen gemeinsamen Beschlussvorschlag:

Statt einem Beschluss zum Raumprogramm des Feuerwehrhauses soll zunächst nur eine Kenntnisnahme erfolgen. An das Planungsbüro geht der Auftrag, Einsparmöglichkeiten und die damit verbundenen Vor- und Nachteile aufzuzeigen – ebenso für Bauweise und Energiekonzept. Die Stadtverwaltung soll ein Finanzierungskonzept für den Neubau und andere Groß-Projekte der kommenden Jahre erarbeiten. Beides soll dann im Oktober Thema in einer Sitzung der Baukommission werden, bevor im November der Rat eine endgültige Entscheidung treffen könnte.

Dieses Vorgehen wurde von allen Ratsfraktionen einhellig mitgetragen. CDU-Fraktionschefin Menke würdigte dabei die gute sachliche Zusammenarbeit über Fraktionsgrenzen hinaus – auch bei anderen Projekten: „Das zeichnet uns hier in Olsberg aus.“

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